Toni ist vier Jahre alt und war schon immer eher ängstlich und unsicher. Schnell fühlt er sich überfordert und zieht sich dann zurück. Dann schiebt sich seine Unterlippe schmollend vor er senkt zornig den Blick oder versteckt sich hinter seiner Jacke.
Morgens wird er oft schon sehr früh von Papa oder Mama, die es eilig haben in die Firma zu kommen, in den Kindergarten gebracht. Da erkennt man schnell, dass er heute schon Schwierigkeiten hatte, mit dem Tempo der Eltern mitzuhalten oder Ängste die Gruppe zu betreten. Fragen oder Aufforderungen würden ihn jetzt noch mehr überfordern. Das hätte weiteren Rückzug und Ablehnung zur Folge.
Ich folge Toni in seine Welt
Ich verlange also nichts von ihm, sondern folge ihm mit meiner Aufmerksamkeit und meinen Worten in seine Welt. Ich setze mich neben ihn und benenne, was er tut, was er anhat oder mitgebracht hat und auch seinen Gefühlszustand oder ich benenne, was gerade um ihn herum passiert. Er reagiert sofort, wenn ich seine neuen Schuhe oder den Müllwagen, den er zum Spielen mitgebracht hat, erwähne. Er schaut aus seiner Jacke hervor, lacht und erzählt mir, wer ihm die Schuhe gekauft hat. Schon hat sich sein Gemütszustand verändert und nach einigen Minuten des Gesprächs entscheidet er sich in die Gruppe mitzukommen . . . .
Durch viel Begleitung seines Spiels mit Marte Meo Unterstützungselementen ist er nun meist aufgeschlossen und hat schon viel Selbstbewusstsein und Mut sowohl beim Bewegen als auch in der Sprache entwickelt. Er überrascht durch seine Fähigkeit sich lange und kreativ mit seinem Spiel zu beschäftigen. Neuerdings hat er auch schon einen guten Freund und zeigt mit anderen Kinder Zusammenarbeit und Kooperationsfähigkeiten.
Den Standpunkt ändern
Früher habe ich Kinder, die weinten oder sich in sich selbst zurückzogen, versucht mit Fragen oder Aufforderungen oder auch mit Ablenkung aus ihrer Trauer oder ihrer selbst gewählten Isolation herauszuholen.
Heute finde ich, dass die Kinder das Recht auf ihre Gefühle haben und es wichtig ist, dass sie diese in ihrer eigenen Intensität erleben dürfen. Ich bin bei ihnen und folge ihnen in ihre Welt. Benenne ihr Gefühl und gebe ihnen dafür Worte. Dadurch kann das Kind sein Gefühl bewusst wahrnehmen. Wenn ich sein Gefühl benenne, dann darf das Gefühl sein. Das Kind lernt damit seine Wut, Trauer oder Ängstlichkeit anzunehmen. "Es ist okay, wenn ich wütend, traurig bin." So findet es selbst wieder aus seinen Gefühlen heraus und lernt auch die Gefühle anderer Kinder zu lesen oder zu akzeptieren.